Wenn der Partner eine Affäre hat – verzeihen oder nicht?

Affäre verzeihen

In vielen Beziehungen zerstört die Affäre den Alltag: Ist es möglich zu verzeihen?

In manchen Beziehungen kommen Paare trotz inniger Liebesversprechen an einen Punkt, an dem sich Routine einstellt und etwas Neues plötzlich zu verzaubern weiß. Es kann zunächst nur ein kleiner Flirt sein, der für neues Lebensglück sorgt. Oft verwandelt sich dieser dann in eine echte Affäre und die Probleme nehmen ihren Lauf. Nun muss jeder für sich entscheiden, ob er irgendwann seinem Partner oder seiner Partnerin die Affäre offenbart oder sie geheim hält. Was für letzteres spricht, ist, die bewährte alte Beziehung nicht zu gefährden, wenn die Affäre schon längst wieder Vergangenheit ist. Dagegen steht das Versprechen, was sich die meisten am Anfang gegeben haben, möglichst offen und ehrlich zu sein und auch Fehltritte zu beichten.

Am Ende des Tages reagiert kaum ein Betroffener gelassen, wenn herausgefunden wird, dass fremdgegangen wurde. Ein Fremdgehen verzeihen zu können, ist niemals leicht. Es kommt jedoch auch darauf an, zu welchem Zeitpunkt die Beichte erfolgte. Ist die Affäre noch aktuell, kann es für manche schlimmere Folgen nach sich ziehen als bei einer Fehlentscheidung, die schon lange zurückliegt. Ertappen Partner ihr Gegenstück auf frischer Tat, wird es unter Umständen noch komplizierter. Jetzt stellt sich die Frage, wie mit dieser Situation umzugehen ist.

Kein kleiner Fehltritt: Für viele ist das Fremdgehen unverzeihlich

Das Fremdgehen ist nicht ein kleiner Fehltritt, wie viele meinen, denn es kann ein einschneidendes und verletzendes Verhalten sein, das zu traumatischen Erinnerungen führt. Wer einmal fremdgeht, macht dies womöglich immer wieder, wird gesagt. Grund hierfür ist der Bruch im Vertrauen, das durch die Affäre schwindet. Es wurden Tätigkeiten hinter dem Rücken des Partners mit einer anderen, fremden Person unternommen und Emotionen geteilt, die eigentlich füreinander bestimmt waren. Hierdurch wird das Vertrauen langfristig in Mitleidenschaft gezogen oder womöglich vollkommen zerstört. Es kommt jedoch auch darauf an, wie genau die Affäre ablief und auch wie sehr dies die Partnerschaft im Nachhinein belastet. Eine rein emotionale Affäre ist für manche weniger gravierend als eine solche, die auch körperliche und sexuelle Annäherungen enthielt und viele Monate andauerte. Schlimm wird es, wenn Partner feststellen, dass sie an wichtigen Tagen betroffen wurden, die eigentlich gemeinsam verbracht werden sollten. Das macht das Fremdgehen zu einem fast unverzeihlichen Akt.

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Wie schwerwiegend lastet die Affäre auf dem eigenen Gemüt?

Das Fremdgehen mit einer Affäre nicht zu verzeihen, ist ein verständlicher und emotionaler Schritt. Wir blockieren unser sensibles Geflecht an Erinnerungen und Gedanken und fühlen unser Vertrauen hintergangen und in unseren Erinnerungen betrogen. Unzählige Aspekte prasseln jetzt auf die Betroffenen ein, die erst einmal sortiert und gewichtet werden müssen, bevor sich rationale Entscheidungen treffen lassen. Wer eine offene Beziehung von Anbeginn führt, für den sind solche Momente kein Grund, um die Partnerschaft aufzulösen. Solche Paare entscheiden sich miteinander dafür, auch mit anderen Menschen Spaß zu haben und Gefühle auszutauschen. Diese ungewöhnliche, aber respektvolle Form der Beziehung zählt jedoch eher zur Minderheit, denn die meisten setzen auf eine monogame Gemeinschaft, was das Verzeihen von Affären allerdings erschwert.

Neben den Emotionen, die uns fest an negative Gedanken binden, sind es aber auch unsere eigenen Ängste. Personen mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein sind verstärkt in der Lage, eine Affäre unter gewissen Umständen zu verzeihen. Andere fühlen sich in ihrem Stolz gekränkt und sehen hier eine Grenze, die nicht überschritten werden durfte. Was aber spricht möglicherweise dennoch dafür, dem Partner diese Aktion verzeihen zu können?

Eine langjährige Beziehung wirft niemand leichtfertig über Bord

Wurde die Partnerschaft erst vor einigen Wochen geschlossen und einer der Partner hatte bereits eine Affäre, kann die Treue, aber auch die Beziehung scheinbar nicht sehr wichtig sein, so würden es viele Betroffene interpretieren. Anders verhält es sich bei langen Beziehungen. Solche, die Jahre andauern oder gar Jahrzehnte haben bereits viele Höhen und Tiefen überwunden. Ebenjene Beziehungen leichtfertig aufzugeben ist ein schwerer Schritt, der niemanden leicht fällt. Lohnt es sich, die Beziehung zu retten? Dann sollte der Partner Argumente vorbringen, die für eine Fortführung sprechen und bereit sein, Reue und Einsicht zu zeigen. Das Misstrauen wird meistens auch nach Jahren nicht verschwinden, aber Gespräche sind der einzige Weg, mit Offenheit diesen Fehltritt zu bekämpfen und außerdem zu verstehen, warum es so weit kommen konnte. Manchmal liegt der Grund für die Entscheidung eine Affäre zu führen nicht nur beim Partner, sondern kann auch einen selbst betreffen. Hierdurch werden Defizite offenbart, die gemeinsam aufgearbeitet werden können.

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Manchmal kann es helfen zu verstehen, weshalb Partner fremdgegangen sind

Betroffene, die durch eine Affäre verletzt werden und diesen Schritt verzeihen möchten, um ihre lange Beziehung nicht zu verlieren, sollten immer ehrlich zu sich selbst bleiben. Es ist zwar wichtig nach Ursachen zu forschen und vielleicht sogar einige Fehler bei sich zu entdecken, die zu dieser Situation geführt haben mögen, doch die Hauptschuld der Aktion trifft immer noch die Person, die fremdgegangen ist. Eine Täter-Opfer-Umkehr sorgt andernfalls für mehr Probleme und bekämpft den aktuellen Zustand nicht, sondern macht die Lage nur komplizierter. Besser ist es, zu versuchen, sich in den Partner hineinzuversetzen. Was hat ihm innerhalb der Beziehung gefehlt, was wollte er ausprobieren? Diese Fragen können dazu führen, mehr Verständnis für die andere Sicht zu erhalten, zu verzeihen, aber deshalb noch lange nicht zu akzeptieren, dass eine Affäre zu haben in Ordnung war. Es gilt, mit dem Partner kritisch ins Gefecht zu gehen.

Mit Ruhe und Gelassenheit gestärkt in eine neue oder alte Beziehung

Für viele ist es schwer, die Kontrolle über die Emotionen zu behalten, es kommt zum Streit, beide Partner schreien sich an, konstruktive Inhalte gehen verloren. Experten raten dazu, immer ruhig zu bleiben, auch wenn es schwerfällt. Ruhe und Gelassenheit im Streitgespräch sind der einzige Weg auf lange Sicht im Prozess des Verzeihens eine Lösung zu finden, die Beziehung langsam wieder herzustellen. Für viele dauert die Wiederherstellung des Vertrauens Monate bis Jahre und geschieht nicht über Nacht. Hierzu sollte der Partner in der Lage sein zu beweisen, dass er eine Fortführung der Beziehung tatsächlich ernst meint und bereit dazu ist, an seinen Fehler zu arbeiten. Geschieht ein aktives Mitwirken und zeigt er vollkommene Transparenz in der künftigen Handlungsweise innerhalb der Beziehung, ist es nur fair und menschlich, eine Chance zu erteilen. Manche Paare haben durch diesen Schritt profitiert und sind dadurch sogar noch stärker zusammengewachsen als zuvor.

Über Christian 193 Artikel
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