Permakultur – nachhaltige Landwirtschaft für Selbstversorger

Permakultur für Selbstversorger

Alles entsteht aus einem Kreislauf des Gebens und Nehmens. Der Mensch lebt als Selbstversorger im Einklang mit der Natur, beutet sie nicht aus, sondern schont ihre Ressourcen und stellt Kreisläufe wieder her. Produktion heißt verantwortungsvolle Herstellung, Pflanzen und Tiere werden nicht ausgebeutet, Anbau und Ernte geschieht in natürlichen Zusammenhängen. Der Mensch lebt von nachhaltiger Landwirtschaft ohne den Einsatz von Chemie, weil er natürliche Abläufe versteht und gelernt hat, dass Wachstum eine Gegenleistung erfordert, dass Schädlinge immer auch für etwas gut sind und dass Düngemittel mit den Tieren frei Haus geliefert werden. Der Mensch kann die Natur nutzen ohne sie auszunutzen und gewinnt wirtschaftliche Unabhängigkeit. Das alles klingt zu schön, um wahr zu sein? Nein, das alles ist Permakultur für Selbstversorger.

Aktueller denn je

Permakultur ist der Gegenentwurf zu Natur- und Umweltzerstörung. Sie bedeutet Hoffnung auf Zukunft. Sie ist die Idee hinter neuen Konzepten in der Architektur, in der Stadtplanung aber sie wird genauso in privaten Gärten, auf Balkonen und Dächern in Großstädten praktiziert. In ländlichen Regionen rüsten sogar schon mittelständische landwirtschaftliche Betriebe um auf eine nachhaltige Bewirtschaftung. Beispielhafte Betriebe überall auf der Welt betreiben Permakultur mit Erfolg. Dreimal mehr Erträge bei Gemüse, enorme Kostenersparnis, dadurch dass keine Pestizide und große Maschinen zum Einsatz kommen müssen. Laut aktuellen Forschungen auf diesem Gebiet erzielen Mischkulturen höhere Ernte-Erträge als Monokulturen. Darüber hinaus werden Transportwege eingespart, wenn Obst und Gemüse regional vermarktet wird. In Zeiten verheerender Umweltkatastrophen durch die Zerstörung natürlicher Biotope ist die Permakultur ein Aus- und Lichtblick.

Methodik

Felder werden nicht mehr umgegraben, um die Pflanzen-Vielfalt zu fördern und Unkraut darf wachsen. Natürliche Seen sichern den Wasserhaushalt und Bäume werden inmitten von Mais-Feldern angepflanzt, weil auf diese Weise der Boden das Regenwasser besser speichern kann und gefestigt wird. Tiere fressen die Wiese und düngen gleichzeitig die Felder mit ihrem Kot. Die einen Pflanzen nehmen den Stickstoff aus der Luft und andere nehmen ihn aus der Erde auf. Eine hoch komplexe Gemeinschaft von Pflanzen und Tieren sorgt für gesundes Wachstum und Widerstandsfähigkeit. Das Nebeneinander unterschiedlicher Gewächse und Lebensformen gewährleistet größte Ausnutzung. Aber die Permakultur hat noch mehr zu bieten. Pflanzen auf Erdhügeln festigen diese Erhebungen und ermöglichen bei Regen eine optimale Wasser-Aufnahme.

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Das „Strip Till“-Prinzip ist äußerst erfolgreich. So wie auch das Prinzip der Mischkultur unbestreitbare Ernte-Erfolge aufzuweisen hat. Verschiedene Pflanzen auf engstem Raum, die sich befruchten, ist auch für private Kleingärtner eine erfolgreiche Methode, reiche Ernte einzufahren. Tomaten und Paprika beispielsweise sind kooperative Nachbarn, so wie Mais neben Bohnen und Kohl neben Zucchini äußerst effizient sind. Der Beinwell, den manche Hobbygärtner nicht gerne auf ihren Kulturen sehen, ist sehr kompetent in Sachen Nährstoffversorgung aus tiefen Bodenschichten und Brennnesseln in der Nachbarschaft zu haben, tut not im Kampf gegen schädliche Insekten.

Beispielhaft

Ein Garten nach dem Prinzip der Permakultur ist nicht nur schön anzusehen, sondern eignet sich auch hervorragend für Selbstversorger und es gibt jeden Tag neue Entdeckungen. Das, was gerade wächst verbirgt das, was schon verwelkt und stille Samen entwickeln in der Sonne neues Leben. Ein gut durchdachter Garten ist in verschiedene Zonen eingeteilt, die auf unterschiedliche Art und Weise bewirtschaftet werden. Die Elemente, wie zum Beispiel eine Wurmfarm, eine Kräuterspirale oder verschiedene Nützlingsbiotope haben immer mehrfachen Nutzen. In der Planungsphase werden wichtige funktionale Bestandteile berücksichtigt. Der Garten muss dem Wind trotzen können, das kann durch die Anpflanzung von Obstbäumen oder Hecken erreicht werden. Eine Hecke hat noch den Vorteil, kleinen Tieren als Behausung zu dienen.

Wichtig ist das Verhältnis von Licht und Schatten. Keines soll über das andere triumphieren, denn nur im Ausgleich der klimatischen Zonen entfaltet sich ein gesundes Mikroklima. Auch Extensiv-Beete aus Hirse, Zuckermais und Kartoffeln lassen sich mit Permakultur gut vereinen. Die Beete können mit Laub oder Kompost abgedeckt werden. Darunter freuen sich Kleinstlebewesen und tragen dafür Sorge, dass der Boden stets locker und feucht bleibt. Streuobstwiesen gehören unbedingt zu einem nachhalten Garten dazu. Es ist ein Platz für Vögel und Insekten, die ihrerseits für das Obst sorgen und den Honig. Denken wir den Garten nun noch ein klein wenig größer, sodass er noch Platz für Tiere bietet, besteht die Möglichkeit einer kompletten Selbstversorgung. Kräuter, Obst, Gemüse, Honig, Nüsse, Pilze, Fleisch und Eier, alles gesund, ohne Chemie und künstliche Inhaltsstoffe und bedenkenlos für Allergiker.

Kritische Sichtweisen

Zunächst einmal ist es immer die Einfachheit, die lockt und verführt. Gewiss, die herkömmliche Landwirtschaft folgt einer klar strukturierten Vorgehensweise; erst pflügen, dann säen, anschließend spritzen und schließlich ernten. Permakultur ist bunt und natürlich und Natur ist keine Einbahnstraße. Neue Konzepte erfordern immer auch neue Denkweisen und kritische Stimmen gegenüber der Pemakultur erheben sich mehrheitlich von Landwirten, die Neues von vornherein ablehnen. Damit die nachhaltige Bewirtschaftung funktioniert, ist es notwendig, sich vorab mit dem Thema auseinanderzusetzen und es kann auch etwas dazu gelernt werden. Permakultur wird bis jetzt überwiegend von Selbstversorger-Haushalten genutzt. Wenn es dort funktioniert, spricht doch nichts gegen die Vergrößerung. In diesem Zusammenhang wird jedoch ein weiterer Kritikpunkt laut.

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Mit dem Konzept der nachhaltigen Landwirtschaft lasse sich kein Geld verdienen, es funktioniere eben nur im Kleinen und sei doch nur für Selbstversorger interessant. Auch dieser Einwand lässt sich entkräften. Die herkömmliche Landwirtschaft wird von der EU subventioniert. Der „Permakultivierer“ würde sich viel stärker um die direkte Vermarktung seiner Produkte bemühen und hier könnten sich solidarische Gemeinschaften aus Landwirten bilden und gegenseitig helfen. Diese bekommen einen festen Betrag für ihre Produkte und im Gegenzug organisieren sich die Verbraucher ihr Essen direkt vom Feld. Schließlich gibt es noch die Stimmen, die meinen, dass sich Permakultur in Bezug auf Produktivität nicht bewähren würde. Hier sei nur das Beispiel „Agroforst“ erwähnt.

Fazit

Permakultur ist ein erfolgreiches Konzept für nachhaltige Landwirtschaft nicht nur für Selbstversorger. Jedoch kommt den Selbstversorgern hier die Rolle der Vorreiter zu. Sie sind es gewesen, mit ihren kleinen Höfen, mit den Gärten und Bio-Betrieben, die dieses Konzept des nachhaltigen Wirtschaftens salonfähig gemacht haben. Und nicht nur das, sie haben auch bewiesen, dass Permakultur gute Ernten einbringt und dass der Kunden-Stamm, die „Anhängerschaft“, wächst. Die Zukunft wird zeigen, dass es sich besser leben lässt, wenn auf dem selbst bewirtschafteten Land alles blüht und gedeiht, ohne Gift, ohne Chemie, ohne Zerstörung von Lebensräumen, mit Vielfalt und mit der Natur nicht gegen sie.

Über Christian 228 Artikel
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