Das Kind will ins Ausland – so geht man am besten mit dem Wunsch um 

Welt Globus

Immer wieder beschreiben Eltern das gleiche Phänomen: Sie sagen, soeben hätten sie den Kindern noch Zöpfe geflochten, ihnen beim Anziehen der Gummistiefel geholfen und ihre Tränen weggewischt. Und plötzlich sind sie erwachsen. Zumindest behaupten sie das. Im jugendlichen Alter wünschen sie sich Unabhängigkeit, denn sie wollen verstehen, wer sie in der Welt sind, wo sie hingehören und auch, was sie von ihren Eltern abgrenzt. Dieser Prozess kann für Eltern schmerzhaft sein, doch nur wenn sie ihn aushalten können, wird die Beziehung zwischen ihnen und ihren Kindern weiter gefestigt. Eltern, die ihren Kindern zu viele Grenzen geben, riskieren, dass sie sie darüber verlieren. Doch was, wenn das Kind so richtig weit weg will, und das für mehr als nur ein paar Tage? Im folgenden Artikel beschäftigen wir uns mit der Frage um den Auslandsaufenthalt, fragen, woher die Sehnsucht nach ihm kommt und beleuchten, wie man am besten damit umgeht. 

Der plötzliche Wunsch nach Weite 

Wenn ein Kind sich zum ersten Mal über einen Schüleraustausch äußert, sind manche Eltern schnell besorgt. Wie, das Kind will weg? Das kann ein Gefühl des Verlustes auslösen. Doch die Eltern sollten eine solche Äußerung nicht als Tritt in die Magengrube verstehen. Tatsächlich ist sie in den meisten Fällen eine positive Reflektion darauf, was die Eltern ihren Kindern geschenkt haben: Selbstvertrauen, Abenteuerlust und Mut. All diese Eigenschaften sind im Leben eines Erwachsenen Gold wert und können den Unterschied zwischen einem zurückhaltenden Menschen, der sich nicht viel zutraut, und einer mutigen Person machen. Am Ende des Tages möchten die meisten Eltern, dass ihre Kinder mit beiden Beinen im Leben stehen – nur glauben sie, dass es bis dahin noch etwas Zeit benötigt. Viele Kinder wissen aber schon intuitiv, wann sie sich eine neue Herausforderung zutrauen und können gut abschätzen, ob sie sie auch meistern werden. 

Positive Auswirkungen so weit das Auge reicht 

Können die Eltern zulassen, dass das Kind sich nach Weite sehnt und am liebsten mal etwas ganz Neues erfahren möchte, birgt so ein Schüleraustausch unglaubliche Chancen. Zum einen erreicht der Jugendliche eine Kompetenz, die auf anderem Wege kaum zu haben ist: Er lernt eine neue Sprache. Klar, Sprachunterricht gibt es auch Zuhause. Doch zwischen Grammatik und Vokabeln ist es für viele Schüler schwer zu überblicken, wozu eine solche Fremdsprache überhaupt hilfreich sein kann. Im Alltag auf jeden Fall nicht. Taucht das Kind aber in eine fremde Welt ein, die ihm nur mit Hilfe dieser Sprache zu erschließen ist, lernt er wie von selbst und erhält dabei in vielen Fällen auch eine ganz neue Liebe für das Lernen. Bevor man sich versieht, kommt das Kind wieder nach Hause und beherrscht Englisch, Spanisch oder Französisch plötzlich fließend. Das ist ein beeindruckender und vor allem stolzer Moment für viele Eltern. 

Siehe auch  Geschenkideen zur Geburt: Personalisierte Artikel für das Neugeborene

Lektionen fürs Leben 

Die Sprachkompetenzen allein sind aber nicht der ausschlaggebende Faktor dafür, dass sich viele Kinder während einem Schüleraustausch stark weiterentwickeln. Stattdessen erfahren sie, was es bedeutet, in einem neuen Zuhause zu leben, in einer neuen Schule anzukommen und nicht einmal die Umgebung oder die Menschen zu kennen. Sie sind erst einmal auf sich selbst gestellt und müssen über sich hinauswachsen, um in der neuen Welt Fuß zu fassen. Das bedeutet, auch mal die Schüchternheit zu überwinden, Fragen zu stellen, wenn sie unsicher sind oder zu lernen, mit anfänglicher Einsamkeit umzugehen. Der Schüleraustausch ist die ultimative Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand zu schauen – und das nicht nur für die Kinder. Auch die Eltern müssen sich oft erst mit dem Gedanken anfreunden. Deshalb hilft es, in einen offenen Dialog mit den Kindern zu treten. Sie haben oft eine klare Vorstellung davon, warum ein Schüleraustausch für sie das richtige ist. Nur, wer seinen Kindern zuhören kann und versucht, sie so wirklich zu verstehen, gibt ihnen eine offene Chance, sie von dem Vorhaben zu überzeugen. 

Ein mutiger Schritt auch für Eltern 

Auch wenn der natürliche Impuls vieler Eltern ist, das Kind fest an sich zu drücken und auf keinen Fall gehen zu lassen, tut man dem Kind damit Unrecht. Es möchte nicht einfach von den Eltern wegziehen, sondern vor allem neue Erfahrungen finden. Es gilt also, die Dinge nicht nur emotional zu sehen, sondern ganz rational darüber nachzudenken, ob ein Schüleraustausch das richtige für das Kind und auch für die Familie ist. Viele Veranstalter bieten außerdem Informationsvorträge und individuelle Gespräche an, bei denen sich die Eltern beraten lassen und Erfahrungsberichte anderer Familien hören können. Auch in Foren im Internet gibt es eine Vielzahl an Informationen. Es muss eben nicht gleich eine Entscheidung her. Stattdessen können der Jugendliche und die Eltern gemeinsam angemessen recherchieren, ein neues Bauchgefühl entwickeln und zusammen zu einem Schluss kommen. Denn eines steht fest: Jedes Kind kommt am Ende einer aufregenden Erfahrung wieder gern in ein schönes Zuhause zurück!

Über Christian 237 Artikel
31 Jahre alt, gebürtig aus Cuxhaven und bekennender Kaffeejunkie :-). Viel Spaß beim Stöbern!